Kombinierter Verkehr und Wasserstoff: DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH spricht über Innovationsprojeke

Ein Interview mit Mario Althof von der Deltaport Niederrheinhäfen GmbH. Fokusthemen sind Innovationsprojekte, welche kombinierten Verkehr sowie Wasserstoffanwendungen in der Logistik fördern.

Alessandro Benassi und Jessica Friedrich zu Beusch bei Mario Althoff und der Deltaport Niederrheinhäfen GmbH in Wesel

Interview mit Mario Althof, Deltaport Niederrheinhäfen GmbH

Wesel, 07.05.2025 – Mario Althof ist 2022 im Zuge seiner Masterarbeit zur DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH gekommen und arbeitet im Bereich Controlling und Projektmanagement. Zudem steht er der Geschäftsführung beratend bei Forschungs- und Transformationsprojekten zur Seite. Mit dem Förderverein EcoPort813 – Förderverein für Wasserstoff und nachhaltige Energie e. V. steht das Unternehmen aktuell im intensiven Austausch mit der Innovationsplattform starport GmbH – Tochter der Duisburger Hafen AG.

Könntest du uns kurz die Mission und Kernaktivitäten von DeltaPort erläutern?

„Sehr gerne. DeltaPort ist ein öffentlicher Hafenbetreiber und in seiner Rolle ein Landlord, der übergeordnet die Hafengebiete und den Bahnbetrieb vom Rhein-Lippe-Hafen, Stadthafen Wesel und vom Hafen Emmelsum entwickelt, vermarktet und verwaltet. Darüber hinaus beteiligen wir uns an diversen Projekten die sich auf die Digitalisierung, Mobilität und Nachhaltigkeit fokussieren - mit Projekten zur Automatisierung, zur Verlagerung von Güterströmen auf Schiene und Wasser sowie zur CO2-Neutralität durch den Ausbau unserer Häfen zu einer Wasserstoff-Drehscheibe.“

Wie verändern sich die Anforderungen eurer Pächter an Logistikflächen und -Immobilien?

„Die Anforderungen an die Logistik haben sich bedingt durch die Klimaziele und durch Ereignisse wie die Blockade im Suezkanal, die Corona Pandemie und den Ukraine-Konflikt grundlegend geändert. Zukunftsfähige Logistikketten müssen für globale Herausforderungen flexible Lösungen bieten, sie müssen resilienter werden, und gleichzeitig nachhaltiger.

Hierfür sind moderne Infrastrukturen, Entwicklungsflächen und ein innovatives Umfeld entscheidend. Unsere trimodal angebundenen Standorte am Rhein und Wesel-Datteln-Kanal bieten dank staufreier Lage und Niedrigwasserzugang einen Wettbewerbsvorteil für den Aufbau solcher multimodalen und resilienten Supply Chains.

Darüber hinaus bieten wir den Pächtern langfristige Perspektiven, wie Planungssicherheit durch langfristige Verträge, Kooperationen und Entwicklungsmöglichkeiten in Digitalisierung und Automatisierung sowie Zugang zu nachhaltigen Forschungsprojekten. Denn neben technischen Aspekten gewinnen vor allem solche „Softskills“ an Bedeutung.“

Welche Projekte habt ihr in letzter Zeit umgesetzt, die besonders erfolgreich waren?

„Unsere Projekte verfolgen einen zukunftsorientierten Transformationsprozess, deren Erfolg sich in den kommenden Jahren zeigen wird. Hervorheben möchte ich aber dennoch zwei Projekte, wo wir ein enormes Potenzial sehen.

Besonders stolz sind wir auf die Gründung des Fördervereins EcoPort813. Der Verein fördert den grenzüberschreitenden Aufbau einer Wasserstoffinfrastruktur, indem er relevante Akteure zusammenbringt und Synergien schafft. Neben der kommunalen Unterstützung und der branchen-übergreifenden Zusammenarbeit verfügen wir mit den Seehäfen Rotterdam und North Sea Port sowie den Binnenhäfen Duisburg und Dortmund über ein starkes Konsortium, um den Aufbau einer Wasserstoffwertschöpfungskette zu realisieren.

Das zweite Projekt, das ich hervorheben möchte, ist das Projekt LOG4NRW. Es handelt sich hierbei um eine Allianz zwischen DeltaPort und den Häfen duisport, Dortmund sowie der Kreisbahn Siegen-Wittgenstein. Ziel ist es, den Güterverkehr in NRW nachhaltiger zu gestalten, indem mehr Verkehr auf die Schiene und Wasserstraße verlagert und LKW nur noch für die letzte Meile genutzt werden. Realisiert wird dies über ein Containerrundlaufsystem, das dynamisch mit weiteren Standorten wächst.

Welche Meilensteine stehen im Projekt LOG4NRW als nächstes an?

„Wir befinden uns derzeit in der ersten von fünf Phasen.

Diese erste Phase zielt darauf ab, alle Standorte über ein Zugsystem miteinander zu verbinden, das in der zweiten Phase um den Transport per Binnenschiff ergänzt wird.
Nach Abschluss dieser Phasen wird das Netzwerk um weitere Standorte erweitert. Sobald das System erfolgreich etabliert ist, wird es für die Versorgung urbaner Räume mit kleinteiligem Stückgut im B2C-Bereich geöffnet. Hierbei sollen stillgelegte Zechenumschlagplätze als Mikrodepots reaktiviert werden.

In der letzten Entwicklungsstufe wird das Logistiknetzwerk zur Verteilung von Wasserstoff über containerisierte Druckgasbehälter genutzt.
Wir schaffen somit bereits die Strukturen für ein optimales Verteilnetz in NRW, das an die Wasserstoff-Wertschöpfungskette unmittelbar anschließen kann.“

Wie trägt LOG4NRW zur Nachhaltigkeit der Stückgutlogistik in NRW bei?

„Wir nutzen im Projekt LOG4NRW die freien Kapazitäten auf dem Rhein sowie das weit verzweigte Kanalnetz und die engmaschige Schieneninfrastruktur. Wir reduzieren damit die Belastung der Straße, steigern die Einsatzeffizienz der LKW-Fahrer und tragen durch Einsatz der nachhaltigeren Verkehrsträger Binnenschiff und Bahn auch zur Dekarbonisierung im Güterverkehr bei.

Zusätzlich schaffen wir Resilienz und damit einen ökonomischen Mehrwert. Erstmals haben wir mit diesem Netzwerk eine Anbindung der Häfen im Ruhrgebiet mit den Nordhäfen sowie eine Anbindung des Siegerlandes an die Westhäfen geschaffen. Das erlaubt eine flexible Umleitung von Warenströmen selbst bei Ausfällen von einzelnen Häfen und Verkehrsträgern.“

Welche Vision hast du für die Zukunft der Stückgutlogistik in NRW?

„Die Stückgutlogistik wird eine nachhaltige Transformation erfahren. Mit der Verkehrswende und den Klimazielen, wird der straßenseitige Güterverkehr im Hauptlauf durch die alternativen Verkehrsträger ersetzt werden müssen, auch die Straßenbelastung gilt es zu reduzieren.

Ziel muss es sein, den LKW lediglich auf der letzten Meile einzusetzen oder gänzlich durch nachhaltigere Alternativen zu ersetzen. Zudem werden die einzelnen Lieferketten künftig digital miteinander vernetzt, was den Aufbau synchromodaler Transportketten fördert.“

Wie siehst du die Rolle von Startups und Innovationen in der Logistik?

„Startups spielen eine bedeutende Rolle für die gesamte Wirtschaft. Eine zentrale Rolle ist die Digitalisierung und Automatisierung. Insbesondere die Integration von Kl-Systemen in logistischen Netzwerken wird weiter zunehmen. Beispielsweise zur Optimierung von Touren und Beständen aber auch im Bereich Risikomanagement, um frühzeitig Systemstörungen zu erkennen und reagieren zu können. Hier sehe ich noch einen erheblichen Entwicklungsbedarf und Potenziale für Startups.“

Möchtest du unserer Community noch etwas mit auf den Weg geben?

„Wir befinden uns in einem Transformationsprozess, der die gesamte Logistikbranche vor große Herausforderungen stellt. Wir müssen uns von Egoismus und Insellösungen befreien und uns breiter aufstellen. Themen wie die Energie- und die Verkehrswende können nur erfolgreich umgesetzt werden, wenn wir uns öffnen, für Kooperationen und Transparenz entlang der Supply Chain. Wir haben die Kompetenzen, die es erfordert, lasst uns was daraus machen.“

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Kurzportrait: DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH im Überblick

Der Transport nahezu aller Arten von Gütern wie zum Beispiel Schüttgüter, Stückgut, Schwergut, Flüssiggut sowie containerisierte Waren kann über die Hafenstandorte der DeltaPort Niederrheinhäfen GmbH (Orsoy – Voerde – Wesel – Emmerich) realisiert werden.

https://deltaport-niederrheinhaefen.de

Hier geht es zum Video-Interview:

https://youtu.be/83oZNjWK6YA